Volksmusikgruppe im Trachtenverein

Leiter:                         

Willy May                   1968 - 1997
Gerhard Reichert       1998 -

Der bekannte Volksmusiker Willy May war schon vor dem Zweiten Weltkrieg Trommler bei der „Wagner-Kapelle", Mit­glied der 1946 von Heinz Wellhöffer gegründeten Tanzkapelle „Jumbo Leutershausen" und späteren „MHK". Er gehörte auch dem hiesigen Gesangverein an, war einer der „Lustigen Zwei" und ein vielseitiger Alleinunterhalter. Von 1954 bis 1960 übte er das Amt des Türmers aus, spielte 35 Jahre lang zusammen mit einer seiner Töchter als Christkind den „Pelzmärtel" beim Christkindlesherunterläuten und war von 1966 bis 1972 Mitglied des Stadtrates.

Er sorgte schon immer in der Trachtengruppe beim Einüben und Vorführen der Tänze und bei jedem gesellschaftlichem Beisammensein der Gruppe mit Gitarre oder Akkordeon für Musik und Spaß. 1968 gründete er mit seiner Tochter Claudia und Josef Wutz auch die Volksmusikgruppe. Die Stadt Leutershausen bewilligte ein Jahr später einen Zuschuss von 450 DM zur Anschaffung von Musikinstrumenten. In den nächsten Jahren schlossen sich der Volksmusikgruppe noch Christoph Wutz, Luise Geiselsöder, Karoline Lang (später verheiratete Leis), Erwin Bischoff, Lore Arnold und Rudi Bogner an; kurzfristig dabei war auch Glenda Wolf. 1986 kam Gerhard Reichert hinzu. Helmut Bach und Ina Schönamsgruber folgten ihm 1998 nach.

Willy May trat zusammen mit seiner Tochter Claudia mit einem Alpenglockenspiel zum ersten Mal 1973 bei einem Folkloreabend in der Turnhalle auf.

Die Stadt Leutershausen bewilligte 1973 weitere 450 DM und 1974 700 DM zur Anschaffung von Instrumenten, 1977 zum Kauf eines Verstärkers 3500 DM, 1979 und 1984 zur allgemei­nen Instrumentenanschaffung je 2000 DM. Die Volksmusik­gruppe trat an vielen Orten in der Form einer „Stubenmusik" mit Gesang und Glockenspiel auf und wurde vom Bayerischen Rundfunk ins Studio nach Nürnberg zu Tonaufnahmen gebe­ten. Auch auf überregionalen Messen z. B. in Nürnberg warb die Gruppe für unser Heimatstädtchen. Sie wurde durch Hei­matabende und Konzerte weit über die Grenzen des Heimat­kreises bekannt und beliebt. Besonders wurde geschätzt, dass sie unter der Leitung von Willy May die Welle der unechten, volkstümelnden Musik mit billigen Show-Effekten nicht mit­machte, sondern immer die ursprüngliche, unverfälschte frän­kische Volksmusik darbot.

1978 trat das Glockenspielduo Claudia May und Karoline Lang (auch mit Gesang) zum ersten Mal bei einem Blumenschmuckwettbewerb des Heimatvereins in Leutershausen auf. Willy May wurde 1979 als Gründungsmitglied in den Vor­stand der „Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik, Bezirk Mittelfranken e.V." in Nürnberg gewählt, wonach er den süd­lichen Teil Mittelfrankens betreute, und erhielt 1980 von der Stadt Leutershausen für seine langjährigen Verdienste die Bürgermedaille verliehen.

In diesem Jahr nahm die Volksmusikgruppe erstmals an den Ansbacher Rokokospielen teil.

Dasselbe geschah 1981 bei einem Volksmusikabend im Rahmen des „Fränkischen Sommers" in Wassertrüdingen.

Beim Nordbayerischen Volksmusikwettbewerb um den Wanderpreis des Arzberger Bergkristalls in Kulmbach konnte 1985 ein beachtlicher Dritter Preis unter 25 Gruppen erzielt werden.

Anlässlich eines fränkischen Heimatabends zeigte Willy May zusammen mit Hermann Betscher im gleichen Jahr die Dia­reihe „Musikalische Tradition in Leutershausen".

Ab 1987 wirkte auch die Fränkische Mundartdichterin Hilde Eberlein aus Erlbach an den Heimatabenden und anderen Veranstaltungen mit.

Das 20jährige Jubiläum feierte man 1988 in der alten Turnhalle, wobei die Willy May die goldene Ehrennadel des Heimatvereins für seine Verdienste verliehen wurde. Von nun an erhielt die Volksmusikgruppe von der Stadt Leutershausen einen jährlichen Zuschuss von 150 DM.

Ab 1989 trat die Volksmusikgruppe bei der Ausstellung „Freizeit, Garten und Touristik" mehrmals in Nürnberg auf. Im gleichen Jahr erhielt sie einen Zuschuss in Höhe von 1000 DM vom Heimatverein zur Anschaffung von Lederhosen, Westen und schwarzen Jacken.

Bei den Ersten Bayerischen Tagen der Dorfkultur in Leuchtenberg/Oberpfalz sorgte die Volksmusikgruppe 1990 für eine ehrenvolle Darstellung der musikalischen Fähigkeiten in Leutershausen, wobei sich der bayerische Staatsminister Gustl Lang mit Handschlag bei Willy May bedankte.

Die Volksmusikgruppe veranstaltete das erste „Sänger- und Volksmusiktreffen" am 7. September 1991 in Leutershausen. Auf Schloss Banz wurde sie 1992 im Kaisersaal bei den 4. Banzer Volksmusiktagen durch den bayerischen Staats­minister a.D. Fritz Pirkl mit dem ehrenvollen und nur einmalig zu verleihenden „Bayerischen Volksmusikpreis" (Förderpreis der Hanns-Seidel-Stiftung) für ihre herausragende Stellung unter den bayerischen Volksmusikgruppen besonders geehrt.

Der Bayerische Musikrat, dessen Schirmherr der ehemalige bayerische Ministerpräsident Max Streibl war, verlieh der Volksmusikgruppe 1993 eine Dankurkunde für ihre Teilnahme am „Europatag der Musik".

Die Gruppe beteiligte sich auch an der Abschlussveranstal­tung des „Fränkischen Sommers", die am 9. Oktober 1993 im Lutherhauspark stattfand.

1994 warb die Volksmusikgruppe bei der Jugend erfolgreich um Nachwuchs. Die Proben fanden zuerst im Nebenzimmer der Krone statt. Die neue Volksmusik-Kassette „So klingt's fränkisch" wurde bei einem Heimatabend am 22. Oktober 1994 zusammen mit einem Gedichtband von Hilde Eberlein vorgestellt. Zugleich traten die neue Flötengruppe unter der Leitung von Hannelore Schönamsgruber und die Stubenmusik zum ersten Mal öffentlich auf, ebenso das Duo May — Postulka (mit Gesang und Bandoneon-Begleitung).

Beim Frühlingskonzert 1995 waren mit dem „Weißdornquartett" erstmals drei Generationen der Musikerfamilien May/ Splettstoesser zu hören. Als Dank für die Erlaubnis, im Ge­meindezentrum mit der Jugendgruppe proben zu dürfen, wurde im Advent erstmals eine „Fränkische Weihnacht" in der Peterskirche veranstaltet.

1996 fand ein „Fränkischer Abend" mit großem Erfolg statt, an dem sich drei Generationen der Familien Bickert/Schönamsgruber und zwei der Familie Bach aktiv mit Instrumenten und Gesang beteiligten. Die Volksmusikgruppe wurde im gleichen Jahr mit dem „Georg-Ehnes-Gedächtnispreis", einem Geld­preis in Höhe von 1500 DM, ausgezeichnet.

Nach wie vor übernahm die beliebte Gruppe Auftritte bei Sänger- und Musikantentreffen, Veranstaltungen von „Frän­kisch gredd" (Autorenlesungen und Buchvorstellungen der Firma Fritz Majer & Sohn), Volkstanzabenden, Brauchtums- und Volksmusiktreffen sowie die musikalische Vertretung der Stadt Leutershausen oder des Landkreises Ansbach auf Mes­sen und Ausstellungen in Nürnberg/Ansbach bzw. eigene Kassettenbespielungen sowie Studioaufnahmen des Bayerischen Rundfunks in Nürnberg.

Schwerpunkte bildeten zwischenzeitlich jedoch das traditio­nelle Frühjahrs- bzw. Herbstkonzert (auch das Weiherfest am Zimmererplatz) sowie viele Advents- und Weihnachtsfeiern mit kulturellen Vereinen, aber auch die beliebte „Fränkische Weih­nacht" in wechselnden Ortskirchen und Altenheimen.

Beim Frühlingskonzert 1997 gaben die einzelnen Abteilung­en der Volksmusikgruppe wieder einmal einen Einblick in ihr Können. Leider fehlten Willy Mays Basshorn und seine vertraute Bassstimme wegen einer plötzlichen Erkrankung. Am Ende dieses Jahre trat der von allen gefürchtete, furchtbare Schicksalsschlag ein. Willy May, ihr „Grundstein, Motor, musikalische Seele und Leiter" starb nach kurzer Krankheit am 14. Dezember 1997 und wurde unter sehr großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem hiesigen Fried­hof beerdigt.

Deshalb fand im nächsten Jahr das 30jährige Jubiläum der

Volksmusikgruppe als „Fränkisches Sänger- und Musikantentreffen" unter recht traurigen Umständen statt. Beim Festabend am 9. Mai 1998, der von der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik, Bezirk Mittelfranken e.V. veranstaltet und vom Bayerischen Rundfunkstudio Nürnberg aufgenom­men wurde, war auf der Bühne ein großes Bild von Willy May

zu sehen. Bürgermeister Dieter Gundel verlieh dabei der Gruppe den Titel „Botschafter der Stadt Leutershausen".

Zum Glück fand sich hierfür in Gerd Reichert, Mays lang­jährigem Musikfreund und Stadtkapellengründungsmitglied, ein Wunschnachfolger bereit. Er konnte die jährlich wieder­kehrenden und traditionellen Aktivitäten der Volksmusikgruppe weiterführen, z.B. bei einer „Fränkischen Weihnacht" 1998 in Nürnberg, bei eigenen Konzerten und anlässlich der 1000-Jahrfeier der Stadt Leutershausen im Jahr 2000, oder am „Tag der Volksmusik" in Bad Windsheim und beim Musikanten­treffen der ARGE in Zirndorf. .

Unter neuer Leitung musizierte nun die Stammbesetzung mit zwei Sängerinnen, begleitet von Zither, Akkordeon. Klarinette und Gitarre. Nachdem Claudia Splettstoesser ihres Vaters Basshorn erlernte, konnte auch die früher schon praktizierte fränkische Blasmusik wieder neu belebt werden. Dieses „Klarinettenquartett" ist sehr beliebt und bildet ein zweites musikalisches Standbein.

Auch die Jugendmusikgruppe wurde zum Glück weitergeführt und trat unter der Leitung von Hannelore Schönamsgruber und Claudia Splettstoesser ab 1998 mehrere Jahre lang zusammen mit der Volksmusikgruppe öffentlich auf.

2001 hörte man wieder die „Bänkelsänger" (Luise Fritsch und Annemarie Zettlmeissl, begleitet von Reinhold Postulka auf dem Bandoneon) bei einem Herbstkonzert.

2004 konnte ein Frühlingskonzert unter Teilnahme aller musi­kalischer Gruppen des Heimatvereins veranstaltet werden, das ganz im Zeichen der Leutershäuser Musikgeschichte stand. Dabei wurden von den „Bänkelsängern" Couplets aus den 20er und 30er Jahren von Peter Wagner vorgetragen, welche Reinhold Postulka in der Musikantenabteilung des Heimatmuseums ausgegraben und durch Übertragung in die heutige Schrift „les- und singbar" gemacht hatte. Auch die Stadtkapelle spielte historische Stücke von Georg Binder, die für die heutige Instrumentenbesetzung von Hans Auer umge­schrieben worden waren. Neu trat der Heimatdichter Horst Götzl auf.