Trachtengruppe im Heimatverein

1.Vorsitzender:          

Gerhard Thun             1965 - 1966
Hans Saemann          1966 - 1984
Günter Seebauer       1984 -

2.Vorsitzender:          

Werner Schuler          1965 - 1968
Wilma Stenzel            1968 - 1974
Günther Seebauer     1974 - 1984
Rosi Seebauer           1984 -

Kassier:                     

Heinrich Bauer           1965 - 1968
Michael Saemann      1968 - 1973
Rosi Seebauer           1973 -

Schriftführer:             

Elfriede Dürr               1965 - 1967
Werner Schuler          1967 - 1978
Heinz Archut              1978 -

Die Trachtengruppe wurde am 25. Oktober 1965 gegründet. Anlass dazu gab ein Kirchweihumzug im September dessel­ben Jahres, bei dem auf Initiative von Willy May und Georg Stöckert mehrere Bürger ihre alten Trachten vorführten. Weil sie damit unter der Leutershausener Bevölkerung große Begeisterung hervorriefen, beschlossen einige Mitglieder des Heimatvereins die Gründung einer eigenen Trachtengruppe. Bald fanden sich 25 junge Leute zusammen, die sich zur Aufgabe setzten, das mittelfränkische Volksgut, insbesondere Volkstänze und Volkslieder, zu pflegen. Die Trachtengruppe schloss sich am 5. November 1965 dem Heimatverein an.

Im nächsten Jahr erfolgte der Beitritt zur „Vereinigung baye­rischer Trachtenvereine links der Donau". Die Richtlinien die­ser Vereinigung spiegeln sich zum Teil in den Satzungen der Gruppe wieder. Die Leutershausener Dachorganisation bildete stets der Heimatverein, der aber das Leben der Gruppe kaum beeinflusst. Diese lebt nur von Spenden und Mitglieds­beiträgen und wird niemals für irgendwelche Auftritte bezahlt.

Am 21. März 1966 veranstaltete die Trachtengruppe einen eigenen Heimatabend in der alten Turnhalle. Bei der Kirch­weih organisierte die Trachtengruppe im gleichen Jahr zum er­sten Mal das Schmücken und Aufrichten des Kirchweih­baumes, den die Stadt zur Verfügung stellte. Man wählte eine hohe Fichte, deren Astwerk bis auf die Krone abgeschnitten und deren Stamm abgeschält wurde. Ziemlich weit oben befe­stigte man einen Kranz aus Eichenlaub. Im Zug marschierten die Trachtler, den Baum in ihrer Mitte, durch die Altstadt zum Kirchweihplatz. Dort wurden den Zuschauern nach dem Auf­richten Volkstänze dargeboten.

Nachdem der Heimatverein die Blumenschmuckpreisverleihung 1968 selbst übernommen hatte, beteiligte sich die Volks­tanzgruppe an dieser Veranstaltung von nun an ebenfalls.

Im gleichen Jahr bekamen die Trachtler einen erfreulichen Zuwachs. Damals wurde eine Gruppe mit 37 Kindern im Alter von 4 bis 14 Jahren gegründet, die sich an jeden Samstag­nachmittag traf und schon beim zweiten Heimatabend der Trachtengruppe am 27. April 1968 in der alten Turnhalle auf­trat. Damals wurde der erste Luftballonwettbewerb veranstal­tet und 1969 gab es erstmalig ein Ostereiersuchen für diese Gruppe. Sie nahm schon im gleichen Jahr an einer Blumenschmuckpreisverleihung teil und übte ab 1970 in der alten Schießhalle am Steinweg. Um die hohen Anschaffungskosten der erforderlichen Trachten für diesen Nachwuchs zu sparen, beschlossen die Frauen, bis auf Lederhose und Dreispitz sämtliche anderen Trachtenstücke selbst zu nähen.

Während die weiblichen Mitglieder unter der Leitung von Trachtenmutter Hilde Saemann schneiderten, strickten und Trachten ausbesserten, vertrieben sich die Männer die Zeit mit Spielen, Karteln, Musizieren und Singen. Daraus entstanden die „Roggerstuben" des Trachtenvereins, die an die alte Tradi­tion der nachbarlichen Spinnstuben der fränkischen Bäuerin­nen anknüpfte.

In jedem Sommer wurde eine Freizeitwoche abgehalten, meist ein Zeltlager in der Nähe von Leutershausen. 1971 fand es im Silberwald statt. Ab 1972 erlaubte die Stadt Leutershausen die Benutzung der sogenannten Trachtenwiese mit den Wetterfichten im Langen First oberhalb von Lenzersdorf, wobei der sonst dort weidende Schäfer in der Zeit zwischen dem 30.6. und 30.8. in jedem Jahr auf sein Weiderecht verzichtete. Von hier aus unternahmen die Mitglieder Wan­derungen in die umliegenden Wälder, organisierten Spiele und geselliges Beisammensein mit Musik und Gesang. Das Lager­feuer erregte bei der Jugend verständlicherweise die größte Begeisterung. Das Holz für das Feuer sammelten die Kinder selbst bei ausgedehnten Spaziergängen durch Wald und Flur. Für die Verpflegung sorgten die Vereinsfrauen. Die Teilneh­mer mussten nur einen kleinen Unkostenbeitrag beisteuern.

Jedes Jahr um die Weihnachtszeit gab es ein Fest für die großen und kleinen Mitglieder der Gruppe. Am Nachmittag bekamen die Kinder Kaffee und Kuchen und Plätzchen, welche die Vereinsfrauen selber gebacken hatten.

Nach dem Tod von Willy May, dem die Jugendarbeit immer sehr am Herzen gelegen war, wurde die Kinderjugendgruppe von Claudia Splettstoesser noch einige Jahre weitergeführt. Sie löste sich kurz vor der Jahrtausendwende leider endgültig auf.

1971 wurde ein eigener Theaterabend in der (alten) Turnhalle veranstaltet.

Zuerst traf sich die Trachtengruppe, an jedem Freitag im Ne­benzimmer des Gasthauses „Alte Post", ab 1977 in der ehe­maligen Jugendherberge, Rothenburger Str. 9 („Häusla"), für die mit der Stadt Leutershausen ein Pachtvertrag abge­schlossen wurde. Die Mitglieder besprachen hier ihre Vereinsangelegenheiten, übten Volkstänze und Volkslieder (mit Willy May) ein und ließen auch das gesellige Beisammensein nicht zu kurz kommen. Sie veranstalteten Faschingsbälle und Schlafwandlerbälle bzw. Kappenabende. Zum Standardprogramm der Gruppe gehörten die Sternpolka, Kreuzpolka, auch „frän­kisch", Kikeriki, „is' Bauernmadla", der Obere Altmühltaler Volkstanz und „Sechs setta Buam".

Hannelore Bickert schrieb 1973 eine soziologische Unter­suchung im Dienst volkskundlicher Studien über die Trachten­gruppe Leutershausen, aus der hier mehrfach zitiert wurde. Die Trachtengruppe dankte ihr dafür mit der Ernennung zum Ehrenmitglied.

1974 kamen 160 Vorsitzende, Vortänzer und Vortänzerinnen aus 22 Volkstrachtenvereinen nach Leutershausen, um unter der Leitung des 1. Vortänzers im Bezirk Mittelfranken, Walter Polster aus Ansbach, gemeinsam Volkstänze einzustudieren.

Zum 10jährigen Jubiläum der Trachtengruppe fand in der „Neuen Post" 1975 ein fränkisch-bayerischer Heimatabend statt.

Ab 1976 wurden „Vorsitzabende" in den Außenorten der Stadt, aber auch in anderen Gemeinden veranstaltet.

Die Mitglieder lernten vor allem von dem „Vereinsmusiker" Willy May viele Volkslieder, der den Gesang (ohne Noten!) auf dem Akkordeon begleitete.

Diese sehr aktive und einmalige Persönlichkeit sorgte auch immer beim Einüben und Vorführen der Tänze und bei jedem gesellschaftlichem Beisammensein der Gruppe für Musik. Die Trachtengruppe trat jährlich an mehreren Trachtenfesten auf oder marschierte in Festzügen mit. Dabei wurde den Mit­gliedern bei ihren öffentlichen Auftritten ein Stander vorange­tragen, den Georg Wagner geschnitzt hatte. Er zeigte auf der Vorderseite den Oberen Turm, das Wahrzeichen unserer Stadt, sowie links und rechts darüber das brandenburgische und das bayerische Wappen. Für die Trachtler bedeutete dieser Stander eine Botschaft an die Zuschauer über ihre Heimat, für die sie in erster Linie auftraten.

Die Tanzgruppe war in der Vergangenheit mehrfach im Fernsehen zu sehen und dabei auch zu Aufnahmen beim Zweiten Deutschen Fernsehen ins Studio nach Wiesbaden eingeladen.

Der Ehrenbürger der Stadt Leutershausen, der Amerikaner William O'Dwyer, wurde 1976 bei einem fränkischen Fami­lienabend zum Ehrenmitglied der Trachtengruppe ernannt und mit einem bemalten Holzkrug beschenkt.

1978 konnte der mittelfränkische Bezirksjugendtag in Leutershausen mit 350 jungen Trachtlern aus 14 Vereinen in Leutershausen gefeiert werden.

Ein Jahr später gestaltete die Trachtengruppe mit der Volks­musikgruppe einen bunten Abend für 30 amerikanische Schü­ler und zwei Lehrer der Berufsschule Trumbull/Bridgeport, die mit William O'Dwyer unsere Stadt besuchten.

Die Arbeitsgemeinschaft Fränkischer Volksmusik, Bezirk Mittelfranken, die Willy May mit gegründet hatte und zu deren

Vorstand er gehörte, veranstaltete 1980 im Kronensaal mit der hiesigen Volkstanzgruppe einen Tanzabend unter dem Motto „Jeder macht mit".

Dieselbe Arbeitsgemeinschaft hielt 1982 am gleichen Ort ihren dritten Volkstanzabend ab.

Bei der Erstellung eines amerikanischen Films über Leutershausen wirkte die Trachtengruppe 1983 erfolgreich mit. Im gleichen Jahr schuf Hans Saemann das Heimatgedicht „Ich stehe auf der Altmühlbrück", das von Lehrer Ludwig Krönert vertont wurde.

Beim 150jährigen Jubiläum des Gesangvereins gestaltete die Trachtengruppe 1986 einen Festzugswagen zum Thema „Fränkischer Vorsitz".

Ein Jahr später wurde der Stadtrat um Mithilfe für das Vorhaben gebeten, das Vereinsheim zu erweitern. Die ehe­malige Jugendherberge war zwar schon längst gemütlich her­gerichtet, der verfügbare Raum aber zum Üben und Einstu­dieren der Volkstänze nicht ausreichend. Bei Tanzabenden musste das Mobiliar immer beiseite geräumt und teilweise sehr umständlich nach außen geschleppt werden. Eine geplante Vergrößerung des Vereinsheims auf der Rückseite um zwei Meter war geplant, wurde aber aus finanziellen Gründen nicht ausgeführt.

Der Bayerische Rundfunk filmte 1989 im „Häusla" Trachten-und Volksmusikgruppe für eine Sendung unter dem Thema „Heimat" zum 40jährigen Bestehen der Bundesrepublik Deutschland.

1993 konnte in den Pfingstferien für die Jugendgruppe im Bayerischen Wald ein Zeltlager abgehalten werden. Die Trachtengruppe nahm an der Sendung „Lustige Musikanten" des ZDF teil, welche im Bergwaldtheater in Weißenburg auf­genommen wurde. Sie übernahm von diesem Jahr an auch die Ausgestaltung des Zimmermannsfests am Thomasweiher. Im Vereinsheim der Trachtengruppe fand 1994 die Jahres­hauptversammlung des Heimatvereins statt.

Anlässlich der 1000-Jahrfeier der Stadt Leutershausen wurde bei der Kirchweih im Jahr 2000 eine „Rockenstube" gezeigt.

 

Die Volkstanzprobe des Gauverbandes Mittelfranken fand 2003 im Gasthof Neue Post statt.

2004 konnte zum ersten Mal auf Initiative von Richard Vogel der Röhrenbrunnen am Marktplatz als Osterbrunnen von Mitgliedern der Trachtengruppe und des Heimatvereins mit viel Einsatz geschmückt werden.

Am Anfang bestand die Gruppe fast ausschließlich aus jungen Leuten, die in der verflossenen Zeit zum größten Teil dem Verein treu geblieben sind. Doch die nächste Generation rückt nicht im gewünschten Maß nach. Leider begeistert in der heutigen Zeit die Liebe zur Heimat nicht mehr viele. Deshalb kann der Verein seit einigen Jahren an auswärtigen Umzügen nicht mehr teilnehmen, weil meistens wenigstens 20 Festab­zeichen abgenommen werden müssen. Die wöchentlichen Vereinsabende laufen Gefahr, zu einem Stammtisch zu werden.

Es bleibt deshalb nur zu hoffen, dass die Trachtengruppe auch in Zukunft ihr ursprüngliches Werk fortführen und wei­terhin Leutershausener Bürger jeden Alters zur aktiven Mit­wirkung anregen kann.