Museum im Unteren Tor

Am 26. November 1907 beschloss der Stadtrat die „Errichtung eines Lokalmuseums", wofür als Standort das frühere königlich bayerische Landgericht (seit 1880 aufgelöst und im Besitz der Stadt) vorgesehen war.

Das im Unteren Tor untergebrachte und vom Ansbacher Bezirksamtmann (heute Landrat) Rudolf Reubold 1908 gegründete „Altertumsmuseum" (später „Heimatmuseum") be­stand aus zwei Teilen. Das Volkskundemuseum stellte das Erdgeschoss eines kleinen Bauernhauses mit darüber liegendem Dachboden dar. Das historische Museum wurde auf der rechten Seite des Turms in zwei Zimmern dargeboten. Betreut wurde die Einrichtung von einem „Altertumsverein", der 1913 nicht weniger als 73 Mitglieder besaß, und Dr. Heinrich Mayer zum Vorsitzenden sowie Hauptlehrer Hans Wild zum Kassier hatte. Die Führungen übernahm mehr als 30 Jahre lang Marie Blank.

Zum Glück traf den Unteren Turm 1945 nicht das Schicksal des Oberen Turms, sonst wären diese Sammlungen heute nicht mehr vorhanden. Als das Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Zerstörungen in der Stadt (121 Gebäude) eine große Wohnungsnot über die Bevölkerung brachte, lagerte man die Exponate des Museums wahllos auf einem Dachboden des Landgerichts aus, um die Räume im Unteren Turm als Notunterkunft für ausgebombte Bürger nützen zu können. Dazu kamen noch einige Stiftungen an den Bruderverein in Nürnberg, der diese Gegenstände nirgendwo anders als in Leutershausen unterbringen konnte.

Schon 1953 schlug der Kinobesitzer und Stadtrat Forster vor, die historischen Sammlungen des Altertumsmuseums wieder in einem geeigneten Raum unterzubringen. Das war aber zu dieser Zeit in Leutershausen nirgends möglich.

Nach dem Auszug der letzten Flüchtlingsfamilie beschloss der Stadtrat 1964, die dortigen Räume nicht mehr zu ver­mieten, sondern wie früher als Museum zu nutzen. Nun wurden die ungeordneten Ausstellungsstücke auf Initiative und unter der Leitung von Ernst Engelhardt aus dem Landgericht geholt und wieder am alten Platz aufgebaut. Dabei stellte sich 1965 anhand eines neu gefertigten Inventars heraus, dass manches fehlte. Kreisarchivpfleger Karl Hannakam legte im gleichen Jahr ein Verzeichnis der Bücher und Archivalien im Heimatmuseum an (Bibeln, religiöse Bücher, Zunftordnungen und Zunftakten).

1967 konnte das Heimatmuseum auch mit Hilfe des Kreisheimatpflegers Adolf Traunfelder wieder professionell aufge­baut und neu eröffnet werden. Es zeigte wieder die alten Möbel, Bilder, Waffen und Zunftfahnen. Die Stadt Leutershausen als Träger des Heimatmuseums übertrug die Betreu­ung desselben dem Heimatverein, damals speziell der Trach­tengruppe unter Hans Saemann. Die Führungen in den näch­sten Jahren übernahm Klara Wilkowsky, die gleich im Nach­barhaus wohnte.

1970 wurde am Unteren Turm durch die Stadt eine General­instandsetzung durchgeführt, bei welcher der Dachstuhl - auch der des Torhauses - komplett erneuert werden musste. Daraus entstand die Notwendigkeit, alle Exponate des Heimatmuseums noch einmal ins Landgericht auszulagern. Das Museum wurde unter der Leitung von Ernst Engelhardt zum zweiten Mal neu eingerichtet und am 25.August 1973 wieder eröffnet. Durch den Ausbau des Dachbodens war zusätzlicher Platz gewonnen worden, der für landwirt­schaftliche Geräte genutzt werden konnte.

Spätere Zugänge passten aber oft thematisch nicht mehr dazu und verschleierten die ursprünglich vorgesehene Ord­nung. Eine Besichtigung im Jahr 1979 ergab, „dass die Fülle verwirrt, die Anordnung verbessert werden sollte und manches Museumsgut unbedingt restauriert werden muss, wenn es erhalten werden soll."

Damals wurde beschlossen, im Unteren Turm neben der Küche und dem Schlafraum noch eine vollständige bäuerliche Wohnung einzurichten. Schützenscheiben, Waffen und alte Feuerwehrgeräte wurden anschließend in den Oberen Turm neben das Gustav-Weißkopf-Zimmer verbracht, die Bücher und Zunftakten ins Stadtarchiv im Rathaus. 1986 restaurierte Ekkehardt Hofmann die alten Bauernmöbel im Unteren Turm und machte sie wieder ansehnlich. Die schon bestehenden Sammlungen konnten durch gespendete landwirtschaftliche Geräte der Bevölkerung weiter ausgebaut werden.

Zwei Modegeschäfte in Ansbach stifteten 1988 gebrauchte Schneiderpuppen, womit nun die vorhandenen wertvollen alten Trachten ohne Faltung geeigneter präsentiert werden konnten.

Das Museum im Unteren Turm wurde am 29. Juli 1989 nach thematischer Trennung mit den Abteilungen „Bäuerliches Wohnen, Trachten und landwirtschaftliche Geräte" offiziell wieder eröffnet. Gleichzeitig fand dort eine Ausstellung mit Aquarellen von Ekkehardt Hofmann und Hubert Rieß statt. Die Führungen übernahm von nun an Wilhelm Henninger.

Der Freundeskreis der Deutschen Meisterschule für Mode besuchte 1991 den Unteren Turm. Im gleichen Jahr wurde zum Altstadtfest und zur Kirchweih das Modell „Seckendorffschloss Jochsberg" von Hermann Diezinger ausgestellt. Es kam später als Leihgabe ins Heimatmuseum im Landgericht.

Zur Kirchweih 1992 gab es eine Sonderausstellung „Bäuer­liches Basteln" im Unteren Turm, die nahezu 1000 Besucher anlockte.

Die Trachten-Fachgruppe von Nordbayern besichtigte 1993 hier die einschlägigen Exponate.

Eine Sonderausstellung der Fotogruppe zum Thema „Leutershausen einst und jetzt" wurde zum Altstadtfest am gleichen Ort gezeigt.

Viktor Maicher veranstaltete 1994 eine Holzschnitz- und Bild­hauerausstellung.

Am Altstadtfest und an der Kirchweih 1995 fand eine Aus­stellung über historische Uhren statt, 1996 eine über Trachten der nach dem Zweiten Weltkrieg hier angesiedelten Volks­gruppen und 1997 eine über Intarsien.

Zur 1000-Jahrfeier der Stadt Leutershausen wurden 2000 zur Kirchweih fränkische Fachwerkmodelle gezeigt. Am Tag des offenen Denkmals fanden Führungen durch den Unteren Turm statt.

Beim Leutershäuser Altstadtradrennen 2004 wurde ein „Candle-Light-Dinner" als Preis angeboten, das dann als festliche und stilvolle Veranstaltung in den historischen Räumen mit Hilfe von Frau Helga Raab auch wirklich stattfand.