Stadtkapelle im Heimatverein

Stadtkapellmeister:   

Rudolf Ratka              1958 - 1970
Paul Berndt                1970 -

Stellvertreter:             

Heinz Berndt              1979 -

Mitgliederzahl:            1958 26 --- 2005 12

Für die musikalischen Vorhaben des Heimatvereins war ab 1955 Georg Ringler unentgeltlich mit seinem Zitherclub zu­ständig, die unter dem Motto "Heimat, du bist mir so traut" auf­trat. Die Zithergruppe übte zuerst im Gasthaus „Alte Post", welches dafür monatlich 3 DM erhielt. Die erforderlichen Noten bezahlte der Heimatverein. Weil Georg Ringler damals gleichzeitig Dirigent des Posaunenchors war, lebte der alte Brauch wieder auf, vom Oberen Turm herunter (später davor) an Weihnachten zum Christkindlesherunterläuten und an Syl­vester Choräle zu blasen.

Ab 1957 übte die Zithergruppe im Lutherhaus, wobei der Heimatverein einen Teil der Heizungskosten übernahm. Meh­rere Heimatabende fanden in den nächsten Jahren unter Mit­wirkung der Zithergruppe statt.

Georg Meyer versuchte mit einigen Musikanten aus den früher bestehenden Kapellen, wie z.B. Leonhard Heinold, eine Stadtkapelle ins Leben zu rufen. Als Jungmusiker wurden Her­mann Betscher und Fritz Aumann gewonnen. Nach dem ersten Auftritt in Wiedersbach zerschlug sich allerdings dieser Versuch wieder.

Am 8. Juli 1958 entstand auf die Initiative von Ernst Engel­hardt als Untergruppe des Heimatvereins die Stadtkapelle un­ter Rudolf Ratka, einem Berufsmusiker aus dem Sudetenland. Mit unermüdlichem Eifer hielt er Interessenten bei der Stange und übte mit ihnen Stücke ein, zuerst in der jetzigen Grundschule, wo auch die ersten „Gehversuche mit Marschmusik" (Schritte einüben, Ton und Takt halten) im Wandelgang statt­fanden. Etwas später wurde dann dasselbe im Freien auf den Feldwegen im „Kay", auf dem Sportplatz und auf dem Holzmühlweg geübt. Wegen der Überbelegung der Schule musste später eine neue Probenstätte gesucht werden. In dankens­werter Weise stellten die Färberei Hausner und auch die Kartonagenfabrik Majer dafür Räume zur Verfügung. Danach wurde viele Jahre lang im Kellergeschoss des Wiedersbacher Schulhauses geübt, worauf sich eine Übungsgelegenheit im Aufenthaltsraum der Firma Biedermann zur Nutzung anbot.

Mit großem Idealismus schaffte man die nötigen Instrumente an; wobei die Stadt hierzu Zuschüsse (1962 und 1964 jeweils 300 DM, 1971, 1972 und 1979 jeweils 2000 DM sowie 1977 und 1978 jeweils 2500 DM) gab. Besonders lobenswert waren die freiwilligen Geld- und Sachspenden der Bürger. Bei den 1958 mit Zustimmung der Regierung von Mittelfranken er­folgten Haussammlungen, die 3085 DM erbrachten, bewährte sich vor allem Friedrich Ziegler. Die Instrumente sollten im Eigentum des Vereins bleiben und die Musiker für die Benut­zung jährlich eine Leihgebühr von 4 DM bezahlen. Ein Teil der Instrumente, die damals etwa 5000 DM kosteten, musste aber trotz der Spenden mit einem zu verzinsenden Kredit, für den die Stadt Leutershausen Bürgschaft leistete, gekauft werden. Auch der Heimatverein belastete sich in den ersten drei Jahre finanziell sehr stark

In der Zwischenzeit wurde es mehrfach erforderlich, musi­kalische Unterhaltung anzubieten. Bis die eigentliche Stadt­kapelle richtig eingeübt war, griff man auf Initiative von Ernst Engelhardt auf die Tanzkapelle Ratka zurück, die aus vier Jugendlichen bestand. Schon 1958 gestaltete diese schnell „Kapelle des Heimatvereins" benannte provisorische Musik­gruppe zwei bunte Abende, davon einen für den Heimatverein von Leutershausen an der Bergstraße zusammen mit der Landjugend unter Fritz Leidenberger, welche Volkstänze darbot.

1959 spielte dann die wirkliche Stadtkapelle schon bei der Hauptversammlung des Heimatvereins. Im gleichen Jahr spendete der Krieger- und Militärverein 50 DM für Noten­material, insbesondere zur Anschaffung eines Trauermar­sches für den Totensonntag. Es wurde auch eine Versiche­rung für vorhandene und neu angeschaffte Instrumente im Werte von 10 000 DM abgeschlossen, deren Police der Heimatverein bezahlte. Der erste Gerätewart war Hermann Betscher, der sich auch um die geschäftlichen Belange küm­merte. Die Stadtkapelle spielte zum ersten Mal öffentlich im Bierzelt bei der Kirchweih, das sie damals noch nicht selbst bewirtschaftete, und erhielt dafür 200 DM Zuschuss vom Stadtrat. Sie sorgte auch für die Unterhaltung der Bürger­meister und Kreisräte des Landkreises Ansbach, als diese ihren jährlichen Ausflug hier in unserem Altmühlstädtchen beendeten. Im Advent hielt sie zu ihrem einjährigen Bestehen einen ersten Konzertabend ab. Die Stadt schaffte 20 Stühle für die notwendigen Proben an.

1960 erfolgte der erste auswärtige Großeinsatz bei der Stadterhebung von Schillingsfürst. Im gleichen Jahr wurde ein Heimatabend für die Nürnberger veranstaltet. Der Turnverein spendete für die Marschmusik beim Maikränzchen 50 DM.

Die Konzerte der Stadtkapelle wurden vom Landratsamt Ansbach als „volksbildend besonders wertvoll" anerkannt.

Man schaffte rote Westen mit langer Knopfreihe für die Mitglieder an, welche in Leutershausen bei den Firmen Huber und Heinold hergestellt wurden, wofür die Stadt einen Zuschuss von 1000 DM gab.

Die Stadtkapelle brachte nach der Stadtratswahl vor dem Haus der Neugewählten ein Ständchen dar. Sie begrüßte auch die Nürnberger Heimatvereinsmitglieder in Wiedersbach bei ihrer Ankunft auf dem Bahnhof. Von nun an wurde jährlich mindestens ein Konzert veranstaltet, dessen Einnahmen auch zur Deckung der Schulden für die angeschafften Instrumente dienen sollte.

An Kirchweihen wurde die Kapelle zur „musikalischen Eskorte" beim Aufstellen des Kirchweihbaumes. Ebenso entstand die jahrzehntelange Tradition des musikalischen Weckrufes am Morgen des Kirchweihmontags.

Unter Rudolf Ratka als Dirigent übte die Stadtkapelle mehr die klassischen Stücke ein und trat mit zu dieser Musik passenden Konzerten auf, z.B.1962 bei einem Weihnachtskonzert in der Turnhalle. Als der Windsbacher Komponist Ernst Steinbauer 1964 den „Altmühlmarsch der Leutershäuser“ komponiert hatte, spendierte der damalige Bürgermeister Egon Erzum ein Fass Bier für die Mitglieder, damit sie das neue Musikstück beim Frühlingsfest auf der Terrasse vor dem neu erbauten „Haus der Heimat" spielten.

Wegen des Wegzugs von Rudolf Ratka übernahm Paul Berndt 1970 die Leitung der Stadtkapelle. Das Noten-Reper­toire wurde zeitgemäß modifiziert und angepasst. In diesem Jahr erhielten die Mitglieder eine neue Tracht, bestehend aus Hose, Weste und Jacke im modernen „fränkischen Trachten­look", wobei die Stadt Leutershausen einen Zuschuss von 500 DM gab.

Die Stadtkapelle wirkte seither bei den meisten öffentlichen Veranstaltungen, Festen und Jubiläen in Leutershausen, aber auch in der näheren und weiteren Umgebung mit, z.B. bei Hei­matabenden (seit 1966), Faschingsumzügen (seit 1970) und bei allen größeren Veranstaltungen des Heimatvereins, z.B. bei den Blumenschmuckpreisverleihungen (seit 1968).

Die Musikfreunde halfen auch spontan - ohne sich mit fremden Federn zu schmücken - als „Dragoner-Musiker" zusammen mit den Ansbacher Dragonern acht Tage lang im fernen Baskenland (Frankreich) aus. Prompt erhielt die Stadt­kapelle 1977 einen Freundschaftsbesuch der „Banda des Genets", der mit einem großen gemeinsamen Standkonzert am Röhrenbrunnen und Rathaus in Leutershausen mit ent­sprechendem völkerverständigendem Beisammensein aus­klang. In diesem Jahr wurde auch der Fuß-/Radweg von Leutershausen nach Wiedersbach unter Vorantritt der Stadt­kapelle eingeweiht. Bei der 1100-Jahrfeier in Leutershausen an der Bergstraße wirkte sie ebenfalls mit.

1979 war sie bei der 1200-Jahrfeier von Großsachsen in der Gemeinde Hirschberg wieder in der gleichen Gegend tätig. Dort besaß die Stadtkapelle einen lieben Freund und Gönner, Helmut Teutsch, dessen runde Geburtstage jedes Mal von den Mitgliedern musikalisch umrahmt wurden.

Im Rahmen der 110-Jahrfeier der Freiwilligen Feuerwehr Leutershausen sowie des 20jährigen Bestehens der Stadt­kapelle veranstaltete diese im gleichen Jahr zum ersten Mal ein sogenanntes „Altstadtfest", bei der sie die musikalische Ausgestaltung, die Werbung und den Bierausschank über­nahm. Dieses Altstadtfest wurde seither zu einem festen Bestandteil des Veranstaltungskalenders der Stadt und wegen seiner romantischen Kulisse bei den Besuchern von nah und fern immer beliebter und sehr gut besucht.

Seit den 70er Jahren trat die Stadtkapelle in unterschiedlichen Besetzungen auf, sei es als Bigband, Tanz- und Blasorchester oder in bewährter Marschformation bei diversen Festumzügen — wie bei der Fürther Michaeliskirchweih, Mooswiesenfestzug, Ansbacher Heimatfest, Nürnberger Fastnacht etc. Viele Ver­einsfeste, Jubiläen und Konzerte im Raum Ansbach, Feuchtwangen, Gunzenhausen, im Ries und bis nach Graslice in Tschechien hinein wurden von der Stadtkapelle mitgestaltet. Ehemalige Mitglieder der Stadtkapelle wirken heute als Be­rufsmusiker in namhaften Orchestern und Kapellen mit, z.B. bei den Bamberger Symphonikern. Auch haben sich in all den Jahren des Zusammenspielens mehrere kleinere „Musikfor­mationen" gebildet, welche solo, aber auch als Duo, Trio oder Quartett zu hören sind.

Die vielen Jahre des Miteinanders haben auch schmerzliche Spuren hinterlassen. So sind bis heute 21 aktive Mitglieder ge­storben. Berufliche Veränderung und Wegzug von Leutershausen, persönliche und familiäre Gründe, Kostenfaktoren so­wie der Trend zur „Konserve CD-Elektronik" taten ein Weiteres hinzu.

Obwohl der Kapellmeister Paul Berndt aus beruflichen Grün­den 1979 nach Mertingen bei Augsburg zog, scheute er seit­her weder Zeit noch Mühe, ungeachtet der Entfernung von über 100 km die Musikproben hier in der Stadt zu organisieren und die Auftritte der Stadtkapelle — mit Hilfe seines Bruders Heinz Berndt - zu leiten.

Gegenseitiges Verstehen, Zusammengehörigkeit, Freund­schaft und der Spaß am Hobby Musik verpflichtet diese kleine Gemeinschaft auch weiterhin, für die Allgemeinheit tätig zu sein.

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